Discussion:
Das so genannte Caroline-Urteil des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte knebelt Journalisten
(zu alt für eine Antwort)
Tilman Hausherr
2004-09-25 11:38:05 UTC
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Kritik ist nicht gestattet
Das so genannte Caroline-Urteil des Europäischen Gerichtshofs für
Menschenrechte knebelt Journalisten, auch wenn die Berliner Regierung
das nicht zugeben will. Drei aktuelle SPIEGEL-interne Fälle illustrieren
die neuen Probleme. Ein Werkstattbericht.
http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,318700,00.html
Joerg-Olaf Schaefers
2004-09-26 11:08:48 UTC
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Post by Tilman Hausherr
Kritik ist nicht gestattet
...
Post by Tilman Hausherr
http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,318700,00.html
Zum Ausgleich:

"Eine große Koalition deutscher Medienkonzerne wähnt die Pressefreiheit
in Gefahr - und führt eine Phantomdebatte.":
http://www.sueddeutsche.de/panorama/artikel/417/38379/print.html

MfG
Olaf
Florian Weimer
2004-09-29 17:36:21 UTC
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Post by Joerg-Olaf Schaefers
Post by Tilman Hausherr
Kritik ist nicht gestattet
...
Post by Tilman Hausherr
http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,318700,00.html
"Eine große Koalition deutscher Medienkonzerne wähnt die Pressefreiheit
http://www.sueddeutsche.de/panorama/artikel/417/38379/print.html
Danke.

Es dürfte hierbei hauptsächlich um kommerzielle Interessen gehen, da
die Verleger fortan auf offizielles Pressematerial zurückgreifen
müssen, was erheblich teurer und wahrscheinlich auch noch zusätzlichen
Einschränkungen unterworfen ist. Das Problem bei vielen der Betroffen
ist ja, daß es über sie nichts zu berichten gibt, von ihrem
Privatleben abgesehen.
Tilman Hausherr
2004-09-30 18:38:32 UTC
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Post by Florian Weimer
Post by Joerg-Olaf Schaefers
Post by Tilman Hausherr
Kritik ist nicht gestattet
...
Post by Tilman Hausherr
http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,318700,00.html
"Eine große Koalition deutscher Medienkonzerne wähnt die Pressefreiheit
http://www.sueddeutsche.de/panorama/artikel/417/38379/print.html
Danke.
Es dürfte hierbei hauptsächlich um kommerzielle Interessen gehen, da
die Verleger fortan auf offizielles Pressematerial zurückgreifen
müssen, was erheblich teurer und wahrscheinlich auch noch zusätzlichen
Einschränkungen unterworfen ist. Das Problem bei vielen der Betroffen
ist ja, daß es über sie nichts zu berichten gibt, von ihrem
Privatleben abgesehen.
Es ist in sofern sowieso schon kommerziell, dass Nachrichten nun mal für
Geld verkauft werden. Für eine Zeitung oder Zeitschrift muss man zahlen.

Als Kunde will ich aber nicht nur Nachrichten sehen, die für die
portraitierten angenehm sind, also z.B. in der Art "Prinzessin bei
Foto-Termin auf dem Wohltätigkeitsball, bei der Übergabe von einem
Scheck im Grossformat". Genauso ärgert mich dass es Kanzler Schröder
gelang, "Terre des Hommes" gerichtlich die Berichterstattung über seine
adopierte Tochter zu stoppen. Ich meine, Adoption bei einem
Altersunterschied von fast 60 Jahren ist problematisch und es sollte
hinterfragt werden wieso dies möglich war. Dazu kommt dass er als
Bundeskanzler kaum die Zeit hat, sich um seine Familie zu kümmern.
Ausserdem ist er bereits als Bundeskanzler mit seiner Aufgabe vollkommen
überfordert (siehe Holzmann, Hartz4, Dosenpfand, Gesundheitsreform, etc)

Tilman
Frank Pieper
2004-10-05 08:27:01 UTC
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Post by Tilman Hausherr
Es ist in sofern sowieso schon kommerziell, dass Nachrichten nun mal für
Geld verkauft werden. Für eine Zeitung oder Zeitschrift muss man zahlen.
Als Kunde will ich aber nicht nur Nachrichten sehen, die für die
portraitierten angenehm sind, also z.B. in der Art "Prinzessin bei
Foto-Termin auf dem Wohltätigkeitsball, bei der Übergabe von einem
Scheck im Grossformat".
Das, was die Presse teilweise gemacht hat ist aber zu extrem. Oder was
würdest du sagen, wenn ständig jemand hinter dir her rennt? Im
Nachbarhaus sich jemand mit dickem Obkektiv einmietet und sobald irgendwer
zu Besuch ist die Filme gefüllt werden. Wenn du gerade deinen Müll im
Hausanzug wegbringst wieder geknipst wird. Wenn du gerade in einer
Gaststätte sitzt wieder geknipst wird. Wenn du nicht ungeschminkt in den
Pool im Garten springen kanns, weil in den Büchen bereits wieder jemand
mit Kammera sitzt? max. 1 Woche später die Bilder mit einer erfundenen
Story in der Presse auftauchen?

Kritische Berichterstattung bedeutet nicht, dass wenn es nichts zu
Berichten gibt irgendwas erfunden wird. Die Paparazzi und Medien haben
selbst dafür gesorgt, dass ihre Zielpersonen dies nicht mehr mitmachen
wollen. Wenn es irgendwas zu Berichten gibt, weil ein prominenter in einen
Skandal verwickelt ist, oder sich was zu schulden kommen lies wird
weiterhin die Presse gefordert sein kritisch und genau zu Recherchieren
und einen guten Artikel zu produzieren.

Grüße
Frank
Tilman Hausherr
2004-10-05 21:20:32 UTC
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Post by Frank Pieper
Post by Tilman Hausherr
Es ist in sofern sowieso schon kommerziell, dass Nachrichten nun mal für
Geld verkauft werden. Für eine Zeitung oder Zeitschrift muss man zahlen.
Als Kunde will ich aber nicht nur Nachrichten sehen, die für die
portraitierten angenehm sind, also z.B. in der Art "Prinzessin bei
Foto-Termin auf dem Wohltätigkeitsball, bei der Übergabe von einem
Scheck im Grossformat".
Das, was die Presse teilweise gemacht hat ist aber zu extrem. Oder was
würdest du sagen, wenn ständig jemand hinter dir her rennt? Im
Nachbarhaus sich jemand mit dickem Obkektiv einmietet und sobald irgendwer
zu Besuch ist die Filme gefüllt werden. Wenn du gerade deinen Müll im
Hausanzug wegbringst wieder geknipst wird. Wenn du gerade in einer
Gaststätte sitzt wieder geknipst wird. Wenn du nicht ungeschminkt in den
Pool im Garten springen kanns, weil in den Büchen bereits wieder jemand
mit Kammera sitzt? max. 1 Woche später die Bilder mit einer erfundenen
Story in der Presse auftauchen?
Solche Aufnahmen waren bereits vor dem Urteil rechtwidrig, darum ging es
bei dem Streit gar nicht. Bei dem Streit geht es um Prominentenfotos an
Plätzen, wo man nicht wirklich privat ist, also im Strassencafé.

Tilman
Joerg-Olaf Schaefers
2004-10-07 18:04:56 UTC
Permalink
Tilman Hausherr wrote:
...
Post by Tilman Hausherr
Solche Aufnahmen waren bereits vor dem Urteil rechtwidrig, darum ging es
bei dem Streit gar nicht. Bei dem Streit geht es um Prominentenfotos an
Plätzen, wo man nicht wirklich privat ist, also im Strassencafé.
Warum sollten Prominente nicht privat Straßencafés besuchen dürfen?
Wo genau liegt das allgemeine Interesse, wenn Prinzessin Caroline ein
Straßencafé besucht?

Wo genau liegt das allgemeine Interesse, wenn ihre 15-jährigen Tochter
an einem Reitturnier teilnimmt? Sportberichterstattung? Das sah sogar
der BGH anders.

MfG
Olaf
Tilman Hausherr
2004-10-07 19:03:04 UTC
Permalink
On Thu, 7 Oct 2004 20:04:56 +0200, Joerg-Olaf Schaefers
Post by Joerg-Olaf Schaefers
...
Post by Tilman Hausherr
Solche Aufnahmen waren bereits vor dem Urteil rechtwidrig, darum ging es
bei dem Streit gar nicht. Bei dem Streit geht es um Prominentenfotos an
Plätzen, wo man nicht wirklich privat ist, also im Strassencafé.
Warum sollten Prominente nicht privat Straßencafés besuchen dürfen?
Können sie ja. Nur werden sie dann eben gefilmt.
Post by Joerg-Olaf Schaefers
Wo genau liegt das allgemeine Interesse, wenn Prinzessin Caroline ein
Straßencafé besucht?
Mir ist die Frau egal, aber die Leute, die sich für Adel interessieren,
wollen wissen, was sie isst und mit wem sie da sitzt, weil sie eben eine
"Prinzessin" ist.
Post by Joerg-Olaf Schaefers
Wo genau liegt das allgemeine Interesse, wenn ihre 15-jährigen Tochter
an einem Reitturnier teilnimmt? Sportberichterstattung? Das sah sogar
der BGH anders.
Das Urteil hat mich auch gewundert, schliesslich ist so etwas eine
öffentliche Veranstaltung mit Publikum. Es hat vermutlich damit zu tun,
dass die Tochter selbst (noch?) nicht prominent ist. Die Spitzfindigkeit
des Gerichts war dass die Berichterstattung (es ging um ein Foto) nichts
mit dem Reiten zu tun hatte, sondern nur mit der Person und ihrem
Aussehen; wenn der Bericht Sportberichterstattung gewesen wäre, dann
wäre das Foto ok gewesen.
http://www.tagesschau.de/aktuell/meldungen/0,1185,OID3657140_REF1,00.html

Tilman
Joerg-Olaf Schaefers
2004-10-07 21:12:51 UTC
Permalink
Tilman Hausherr wrote:
...
Post by Tilman Hausherr
Post by Joerg-Olaf Schaefers
Warum sollten Prominente nicht privat Straßencafés besuchen dürfen?
Können sie ja. Nur werden sie dann eben gefilmt.
Problem ist primär die anschließende Veröffentlichung. Für dein privates
Album dürftest du sogar.
Post by Tilman Hausherr
Post by Joerg-Olaf Schaefers
Wo genau liegt das allgemeine Interesse, wenn Prinzessin Caroline ein
Straßencafé besucht?
Mir ist die Frau egal, aber die Leute, die sich für Adel interessieren,
wollen wissen, was sie isst und mit wem sie da sitzt, weil sie eben eine
"Prinzessin" ist.
Du verwechselt "Neugier" und "Profitsucht" mit "allgemeinem Interesse"
im presse- bzw. persoenlichkeitsrechtlichen Sinn. Steht afaik sogar so
in der Urteilbegründung des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrech-
te.
Post by Tilman Hausherr
Post by Joerg-Olaf Schaefers
Wo genau liegt das allgemeine Interesse, wenn ihre 15-jährigen Tochter
an einem Reitturnier teilnimmt? Sportberichterstattung? Das sah sogar
der BGH anders.
Das Urteil hat mich auch gewundert, schliesslich ist so etwas eine
öffentliche Veranstaltung mit Publikum.
Das reicht nicht. Wenn ich hier beim öffentlichen Sportfest der örtli-
chen Kirchengemeinde knippse, darf ich das Material auch nur für eine
dem Ereignis angemessene Berichterstattung verwenden. D.h. zeitnah im
Pfarrbrief, evtl. noch in der Lokalzeitung, aber sicher nicht mehr in
der Bild-"Zeitung". Zumindest so lange nicht, bis es nicht zu Ereig-
nissen wie in St. Pölten kommt.

Es hat vermutlich damit zu tun,
Post by Tilman Hausherr
dass die Tochter selbst (noch?) nicht prominent ist. Die Spitzfindigkeit
des Gerichts war dass die Berichterstattung (es ging um ein Foto) nichts
mit dem Reiten zu tun hatte, sondern nur mit der Person und ihrem
Aussehen; wenn der Bericht Sportberichterstattung gewesen wäre, dann
wäre das Foto ok gewesen.
Nein, siehe oben. Auch die muss angemessen sein. Die wenigsten Reittur-
niere erreichen da überregionale Bedeutung (Hee, ich habe tatsächlich
ein paar Jahre Reitturniere fotografiert ,). Erst recht nicht durch
Töchter prominenter Personen (davon gibt es auf Reitturnieren übrigens
unverhältnismäßig viele.).

MfG
Olaf
Florian Weimer
2004-10-09 08:19:25 UTC
Permalink
Post by Tilman Hausherr
Post by Joerg-Olaf Schaefers
Wo genau liegt das allgemeine Interesse, wenn Prinzessin Caroline ein
Straßencafé besucht?
Mir ist die Frau egal, aber die Leute, die sich für Adel interessieren,
wollen wissen, was sie isst und mit wem sie da sitzt, weil sie eben eine
"Prinzessin" ist.
http://www.tagesschau.de/aktuell/meldungen/0,1185,OID3657140_REF1,00.html
Der entscheidende Punkt findet sich am Ende des Artikels: "Selbst wenn
Charlotte Casiraghi früher die Veröffentlichung anderer Fotos
gebilligt hätte, könne sie diese Bilder verbieten lassen." Der
Axel-Springer-Verlag hätte durchaus Rechte an offiziellem Bildmaterial
erwerben können.
Michael Printz
2004-11-29 05:12:31 UTC
Permalink
Post by Florian Weimer
Post by Tilman Hausherr
Mir ist die Frau egal, aber die Leute, die sich für Adel
interessieren, wollen wissen, was sie isst und mit wem sie da
sitzt, weil sie eben eine "Prinzessin" ist.
Der entscheidende Punkt findet sich am Ende des Artikels: "Selbst
wenn Charlotte Casiraghi früher die Veröffentlichung anderer Fotos
gebilligt hätte, könne sie diese Bilder verbieten lassen." Der
Axel-Springer-Verlag hätte durchaus Rechte an offiziellem
Bildmaterial erwerben können.
Eben. Erwerben.

Für mich ist die Kiste ganz einfach. Herausragende Schauspieler sind
absolute Personen der Zeitgeschichte, ihr Kinder i.d.R. nicht.

Politiker sind absolute Personen der Zeitgeschichte, ihre Kinder i.d.R.
nicht.

"Wir akzeptieren nicht, daß der Adelsstand abgeschafft wurde" sind
Personen der Zeitgeschichte. Ihre Kinder per Definition der
selbsternannten Adeligen auch. Wenn sie meinen, sie wären eben doch was
Besonderes weil pseudo-adelig - müssen sie *allesamt* mit den Folgen
leben. Oder irgendwann mal akzeptieren, daß es keinen Adel mehr gibt.

Kaum vorzustellen, daß es eventuell mal so weit kommen *könnte*, daß man
in Deutschland offizielle PR-Fotos kaufen muß, wenn man darüber
berichten will, daß ein Bürgermeister nicht zur Weiterführung seines
Amtes geeignet erscheint, weil er Geld veruntreut und im Suff seine Frau
verprügelt hat oder dergleichen.

Damit es keine Mißverständnisse gibt: Fotos wie Schauspielerin XYZ sich
nackt in ihrem Pool räkelt, geschossen mit Ultatele aus dem Gebüsch sind
und waren schon immer nach meinem Dafürhalten unrecht. Da ist auch die
Rechtslage eindeutig.

Gruß, Michael

Florian Weimer
2004-10-08 12:53:21 UTC
Permalink
Post by Tilman Hausherr
Post by Florian Weimer
Es dürfte hierbei hauptsächlich um kommerzielle Interessen gehen, da
die Verleger fortan auf offizielles Pressematerial zurückgreifen
müssen, was erheblich teurer und wahrscheinlich auch noch zusätzlichen
Einschränkungen unterworfen ist. Das Problem bei vielen der Betroffen
ist ja, daß es über sie nichts zu berichten gibt, von ihrem
Privatleben abgesehen.
Es ist in sofern sowieso schon kommerziell, dass Nachrichten nun mal
für Geld verkauft werden. Für eine Zeitung oder Zeitschrift muss man
zahlen.
Für Bildmaterial muß die Zeitschrift auch zahen, ebenso für die
Nutzungsrechte an sogenannten Prominenten-Interviews (selbst wenn sie
frei erfunden sind).
Post by Tilman Hausherr
Als Kunde will ich aber nicht nur Nachrichten sehen, die für die
portraitierten angenehm sind, also z.B. in der Art "Prinzessin bei
Foto-Termin auf dem Wohltätigkeitsball, bei der Übergabe von einem
Scheck im Grossformat".
Es gibt seit 1918 keinen Adel mehr in Deutschland. Nur weil jemand ein
"Prinzessin" im Nachnamen hat, ist sie (oder er) noch keine Person der
Zeitgeschichte (oder das öffentlichen Lebens). Einige der Betroffenen
arbeiten allerdings intensiv mit der Presse zusammen, damit das
möglichst wenig auffällt.
Post by Tilman Hausherr
Genauso ärgert mich dass es Kanzler Schröder gelang, "Terre des
Hommes" gerichtlich die Berichterstattung über seine adopierte
Tochter zu stoppen.
Mich hat die Adoption auch in Staunen versetzt, allerdings denke ich,
daß jetzt nun einmal die Rechte des Kindes überwiegen. (Es wird AFAIK
davon ausgegangen, daß das Kind selbst auf Schutz seiner
Persönlichkeitsrechte geklagt hat, und nicht Schröder.)
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